PULS 4 Klimaheld·innen – ein Gespräch über die Probleme der Modeindustrie
Ende April hat uns das Team von PULS 4 Klimaheld·innen in unserem Wiener Atelier besucht, um mehr über den Entstehungsprozess unserer Lingerie zu erfahren.
Die Modeindustrie als Umweltsünder
Miserable Arbeitsbedingungen, Verschwendung von Unmengen an Wasser sowie der Einsatz von schädlichen Chemikalien belasten unsere Umwelt massiv. Die Industrie ist für bis zu 10 % der globalen CO2 Emissionen verantwortlich. Die Liste der Probleme ist lang.
Überproduktion und Überkonsum in der Modeindustrie
Eines der größten Probleme der Modeindustrie ist Überproduktion. Durch das Aufkommen von Fast Fashion in den letzten Jahrzehnten bieten viele große Modehäuser bis zu 12 Kollektionen pro Jahr an. Die Produktionszahlen von Bekleidung haben sich zwischen dem Jahr 2000 und 2020 verdoppelt, zugleich behält eine durchschnittliche europäische Person ihre Kleidung nur halb so lang. In der Zwischenzeit haben sich die Konsument·innen natürlich längst an das Überangebot gewöhnt. Das ist der Grund dafür, dass eine Familie in Europa im Schnitt 11 kg Kleidung wegwirft. Wenn man als Endverbraucher·in ein Kleidungsstück doppelt so oft tragen würde, bevor man es entsorgt, wären die Treibhausgasemissionen pro Kleidungsstück im Durchschnitt um 44 % niedriger.
Made-to-Order als Lösungsansatz
Das Made-to-Order Prinzip beruht auf Vorbestellung. Mit der Produktion wird hier erst begonnen, sobald eine Bestellung eintrifft. So versuchen wir bei Under the Hours Überproduktion zu vermeiden und unseren ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich halten.
Ein Schritt in die Kreislaufwirtschaft
Bei Under the Hours verwenden wir neben Naturfaser- und Zellulosefaserstoffen auch Upcycling Materialien. Unsere Milk Collection besteht zum Beispiel aus einem Upcycling Stoff aus 100 % Milchfasern. Dieser entsteht aus einem Nebenprodukt der Lebensmittelindustrie, das sonst im Biomüll landen würde. So wollen wir der Ressourcenverschwendung entgegenwirken.
In der Industrie werden auch Stoffreste meist ungenutzt entsorgt. Nicht so bei Under the Hours. Wir machen aus Schnittresten vom Zuschnitt unserer Kollektionen Pyjamabeutel, Schlafbrillen, Scrunchies und vieles mehr.
Die Modeindustrie gemeinsam verändern
Als kleine Marke in der Modeindustrie ist jede Bemühung in Richtung Nachhaltigkeit, Zero Waste und Slow Fashion nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber wenn viele kleine Marken nachhaltige Arbeitspraktiken vorantreiben und auch immer mehr Kundinnen auf nachhaltige Produkte umsteigen, kann das genügend Druck auf größere Player der Modeindustrie ausüben, um langfristig die Industrie zu verändern.
Was du tun kannst
Am leichtesten kannst du bei deinem eigenen Kleiderschrank beginnen. Buy less, buy better – kaufe am besten zeitlose und langlebige Mode. Die kannst du vielseitig kombinieren und hast lange Freude daran.
Du willst dich für eine nachhaltigere Modeindustrie einsetzen? Dann schau doch auch bei unseren Freund·innen von Fashion Revolution Austria vorbei und lies nach, wie du noch aktiv werden kannst.
Weiterlesen:
https://www.worldbank.org/en/news/feature/2019/09/23/costo-moda-medio-ambiente
https://www.fashionrevolution.org/overconsumption-in-the-fashion-industry/
Titelfoto: © Adobe Stock/karepa